Bundesnetzagentur zieht positive Bilanz für Wettbewerbsentwicklung im Telekommunikations- und Postbereich – Kurth: „Wertschöpfung der Wettbewerber im Festnetzbereich deutlich gestiegen“

Der Wettbewerb hat sich im Bereich der Telefonanschlüsse in den vergangenen Jahren weiter positiv entwickelt. Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesnetzagentur in ihrem heute vorgestellten Tätigkeitsbericht 2010/2011 für den Telekommunikationsbereich. Auch die Anschlusszahlen der TV Kabelnetzbetreiber steigen weiterhin. In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Zahl der Anschlüsse hier auf mehr als 3,5 Mio. erhöht. Das entspricht einer Steigerung um über 50 Prozent.

„Bei den Telefonanschlüssen hat sich der Anteil der Wettbewerber in den vergangenen vier Jahren auf 38 Prozent verdoppelt. Mittlerweile stellen die Wettbewerber mehr als 14 Mio. Anschlüsse zur Verfügung. Das Wachstum ist insbesondere auf sog. All-IP-Anschlüsse zurückzuführen, bei denen auch die Sprachtelefonie über den Datenanschluss erfolgt“, sagte Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur. „Die Wettbewerbsentwicklung belegt, dass sich der Übergang zu einer nachträglichen Entgeltkontrolle bewährt hat. Die Bundesnetzagentur verfügt so nach wie vor über die Möglichkeit, all jene Angebote, die den Telefonanschluss umfassen, auf etwaige Missbräuchlichkeit hin zu überprüfen.“

„Erfreulich ist, dass die Wettbewerber immer mehr in eigene Infrastrukturen investiert haben. Sie sind dadurch zunehmend unabhängiger von der Infrastruktur des ehemaligen Monopolunternehmens geworden. Der Anteil der eigenen Wertschöpfung der Wettbewerber hat sich daher von 40 Prozent im Jahr 2000 auf nunmehr etwa 70 Prozent erhöht. An dieser Entwicklung haben die TV-Kabelnetzbetreiber einen wesentlichen Anteil“, betonte Kurth.

Entwicklung im Breitbandmarkt

Generell hat sich allerdings das Wachstum bei den Breitbandanschlüssen weiter abgeschwächt. Zur Jahresmitte 2011 wurden in Deutschland ca. 26,7 Mio. Breitbandanschlüsse genutzt. Damit liegt die Penetrationsrate – bezogen auf alle Haushalte – nun bei etwa zwei Drittel. Dabei sind DSL-Anschlüsse nach wie vor die führende Technologie zur Realisierung breitbandiger Internetzugänge.

„Deutschland hat seine Position im Hinblick auf die Breitbandversorgung der Bevölkerung im europäischen Vergleich weiter gefestigt. Mit einer Penetrationsrate von über 32 Prozent – bezogen auf die Zahl der Einwohner – liegen wir deutlich über dem EU-Durchschnitt von 26,6 Prozent“, hob Kurth hervor.

Die Verteilung der Marktanteile zwischen der Deutschen Telekom AG (DT AG) und ihren Wettbewerbern ist im Berichtszeitraum weitgehend stabil geblieben. Die Wettbewerber haben ihren Anteil von über 54 Prozent halten können.

Grundsätzlich hat sich der Trend hin zu Bündelangeboten weiter verstärkt. Insbesondere Bündel aus Telefonie und Internetzugängen machen einen zunehmenden Anteil der abgeschlossenen Verträge aus. Deutschland befindet sich bei dieser Entwicklung im europäischen Vergleich an der Spitze.

„Bündelangebote bieten aus Sicht der Anbieter den Vorteil, dass die Geschäftsbeziehung zum Kunden vereinfacht wird, da dieser verschiedene Leistungen aus einem Vertrag erhält. Dadurch wird gleichzeitig eine höhere Kundenbindung erreicht. In die Bündelangebote werden in jüngster Zeit weitere Elemente integriert. So kommen neben TV-Angeboten zunehmend Mobilfunk- und sog. Cloud-Dienste hinzu“, erläuterte Kurth.

Breitbandausbau

Durch die Umrüstung der TV-Kabelnetze auf den neuen Übertragungsstandard DOCSIS 3.0 könnten heute bereits 16 Mio. Haushalte diese leistungsfähigen Breitbandanschlüsse in Anspruch nehmen, die Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 120 Mbit/s zulassen. Darüber hinaus haben vor allem regional tätige Unternehmen begonnen, zunächst in den Zentren größerer Städte Glasfaser Anschlussnetze auszurollen. Nach Angaben des BUGLAS (Bundesverband Glasfaseranschluss) werden seine Mitgliedsunternehmen bis Ende 2011 etwa 870.000 Glasfaseranschlüsse (FTTH und FTTB) installiert haben. Die DT AG beabsichtigt bis zum Jahresende 160.000 Haushalte in zehn deutschen Städten mit Glasfaseranschlusstechnologie zu erschließen. Ende 2011 dürften nach den Planungen der verschiedenen Anbieter also insgesamt etwa 1 Mio. Haushalte mit Glasfaseranschlüssen ausgestattet sein. Allerdings haben Mitte 2011 erst ca. 140.000 Haushalte tatsächlich diese Möglichkeit genutzt.

„Generell zeigt sich bei den hochleistungsfähigen Anschlusstechnologien ein deutlicher Abstand zwischen Versorgungsmöglichkeit und tatsächlicher Nachfrage. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass Anwendungen, die hochbitratige Anschlüsse zwingend erforderlich machen, derzeit noch als entscheidender Treiber der Nachfrage fehlen. Auch in vielen anderen europäischen Ländern beobachten wir ein ähnliches Verhalten der Verbraucher“, sagte Kurth.

„Durch den Ausbau der Mobilfunknetze der vierten Generation wird sich auch der intermodale Wettbewerb weiter intensivieren. Dies wird dazu beitragen, ein Angebot von Anschlüssen mit niedrigeren Kapazitäten in Kürze flächendeckend zu erreichen. Mit einem Mix an Strategien und Technologien – VDSL, FTTB, FTTH, TV-Kabel und drahtlose Technologien – ist das Ziel der Breitbandstrategie im Wettbewerb zu erreichen“, betonte Kurth.

Dass der wettbewerblich getriebene Ausbau der Breitbandnetze zügig voranschreitet, zeigt sich an der Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen mit einer Downloadgeschwindigkeit von 1 Mbit/s. Diese hat sich seit 2009 auf nun ca. 99 Prozent erhöht. Die Verfügbarkeit von Anschlüssen mit 2 Mbit/s und mehr ist im selben Zeitraum von 70 Prozent auf 93,3 Prozent gestiegen.

Die Bundesnetzagentur hat mit den im Mai 2010 versteigerten Frequenzen (sog. Digitale Dividende) einen wesentlichen Beitrag zur Breitbandversorgung geleistet. Vorrangiges Ziel bei der Ausgestaltung und der Durchführung der Versteigerung war es, günstige regulatorische Rahmenbedingungen für eine schnelle und effiziente Versorgung der Bevölkerung mit mobilen breitbandigen Anwendungen zu schaffen. Mit einer speziellen Versorgungsverpflichtung wurde die Voraussetzung für die Schließung von Versorgungslücken bei der breitbandigen Internetversorgung geschaffen.

„Die unmittelbar im Anschluss an die Auktion erfolgten umfangreichen Netzausbauaktivitäten sowie die Markteinführung von neuen Technologien – wie LTE – zeigen, dass die Netzbetreiber den Breitbandausbau in Deutschland forcieren. Bereits im laufenden Jahr wurde in sechs von 13 Bundesländern die geforderte Versorgung erreicht. Damit wurden den Verbrauchern mehr Qualität, zusätzliche Kapazität und bessere Geschwindigkeiten bei der mobilen Datennutzung bereitgestellt“, stellte Kurth fest.

Weitere wichtige Akzente für den Breitbandausbau setzte das NGA-Forum der Bundesnetzagentur. Interoperabilität, also das Zusammenspiel der Netze, ist ein Kernelement für den Erfolg des Ausbaus der zukünftigen Breitbandnetz Infrastruktur. Insbesondere um Transaktionskosten zu begrenzen, besteht die Notwendigkeit, national einheitlich anwendbare Spezifikationen von Vorleistungsprodukten zu entwickeln. Nicht zuletzt mit der Erarbeitung und Veröffentlichung einer Leistungsbeschreibung für ein Ebene-2-Bitstromprodukt hat das NGA-Forum einen Durchbruch erzielt und die Grundlage für freiwillige Kooperationen gelegt.

„Ich freue mich, dass die Ergebnisse durch einen von Sachlichkeit und Kompromissbereitschaft geprägten Konsens der Teilnehmer erreicht werden konnten. Mein Appell richtet sich nun an alle Marktteilnehmer, die Ergebnisse bei ihren Planungen zu berücksichtigen und entsprechend in ihren Prozessen und technischen Realisierungen zu implementieren“, sagte Kurth.

Mobilfunk

Der Anteil der mobilen Kommunikation ist noch einmal deutlich gestiegen. Inzwischen entfällt etwa ein Drittel der gesamten Gesprächsminuten auf den Mobilfunk.

„Im Mobilfunkbereich besteht ein starker Wettbewerb der Anbieter untereinander. Die E-Netze haben in den letzten Jahren weiter Marktanteile gewinnen können. Gerade mit Blick auf die anderen Länder in Europa zeigt sich, dass die Konzentration auf dem deutschen Mobilfunkmarkt vergleichsweise gering ist. Der Kunde profitiert hiervon durch gute Angebote und niedrige Preise“, so Kurth.

Entwicklung im Postmarkt

Im Postmarkt war die Gesamtentwicklung von branchenübergreifenden Entwicklungen geprägt. Nach den letzten Auswirkungen der Wirtschaftskrise konnte der Markt insbesondere im Jahr 2011 wieder von einer guten Konjunkturentwicklung profitieren. Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesnetzagentur in ihrem heute ebenfalls veröffentlichten Tätigkeitsbericht 2010/2011 für den Postbereich.

Die Umsätze im Gesamtmarkt lagen im Jahr 2010 bei rund 28 Mrd. Euro. Im lizenzpflichtigen Briefbereich bis 1.000 g hatte die Deutsche Post AG (DP AG) einen Anteil von 8,1 Mrd. Euro, die Wettbewerber lagen bei 0,9 Mrd. Euro.

Matthias Kurth zeigte sich erfreut, dass sich der sog. KEP-Markt (Kurier-, Express- und Paketdienste) wirtschaftlich wieder positiv entwickelt habe. „Das Umsatzvolumen betrug im Jahr 2010 insgesamt rund 18,8 Mrd. Euro (2009: 16,4 Mrd. Euro) und für das erste Halbjahr 2011 lag es bei 9,7 Mrd. Euro. Im Paketmarkt hat sich die Wettbewerbssituation weiter verbessert. Privatkunden nutzen seit geraumer Zeit auch das flächendeckende Angebot von Hermes zusätzlich zum Angebot der Deutschen Post DHL. Es ist weiterhin ein spürbarer Anstieg der Paketmengen zu verzeichnen, da insbesondere der Versandhandel über das Internet stetig zunimmt.“

Dagegen sind nach Kurths Worten im Briefmarkt in den letzten drei Jahren keine wesentlichen Änderungen der Marktverhältnisse eingetreten. „Im Jahr 2010 betrugen die Umsätze 9,0 Mrd. Euro (2009: 9,2 Mrd. Euro), die Sendungsmengen lagen bei 16,4 Mrd. (2009: 16,3 Mrd.). Der Marktanteil der Wettbewerber konnte sich allerdings umsatzbezogen gegenüber dem Jahr 2009 von 9,3 Prozent auf 10,4 Prozent in 2010 steigern.“

Die beiden Tätigkeitsberichte können auf den Internetseiten der Bundesnetzagentur unter www.bundesnetzagentur.de heruntergeladen werden.

Quelle: www.bnetza.de

Pressemitteilung veröffentlicht am 15.12.2011 in Dies + Das, News (In- und Ausland).
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