Large Format

Großformat und Digitaldruck – ein Traumgespann? Alles sieht danach aus – und doch ist es noch gar nicht so lange her, dass der XL- und XXL-formatige Inkjetdruck den Kinderschuhen entwachsen ist. Über lange Jahre einer kleinen Schar von Trendsettern vorbehalten, erobert er heute zusehends den Massenmarkt. Eine neue, robustere Druckergeneration in Verbindung mit anspruchsvolleren Druckköpfen und Tinten sorgt für verlässliche Qualität bei einem beachtlichen Durchsatz – Grund genug für immer mehr LFP-Dienstleister, auf Digitalisierung zu setzen. Ein Drucksaal im Großformat, der noch ohne Inkjet auskommt? Mittlerweile eine Seltenheit.

Nicht dass der Sieb- und Offsetdruck ausgedient hätten, doch auf den Trend zu variantenreichen, individuell gestalteten Kleinauflagen kann es nur eine Antwort geben: Digitalisierung. Wie kein anderes Verfahren brilliert der Digitaldruck bei der schlanken, agilen Just-in-Time- oder On-Demand-Produktion. Ein effizienterer Materialeinsatz verbindet sich mit einer besseren Umweltbilanz, die auf den Wegfall von Chemikalien in der Druckvorstufe und im Druck zurückzuführen ist. Hinzu kommen kontinuierliche Fortschritte bei der Druckersoftware und den digital bedruckbaren Materialien.

Vorteile der Digitalisierung

Eine schnellere, wirtschaftlichere Auftragsbearbeitung, bessere Arbeitsbedingungen, eine schlankere Logistik bei reduzierter Lagerhaltung – die Vorteile des Inkjetdrucks sind breit gestreut. Addiert man dazu die Möglichkeit, einen automatisierten Workflow von A bis Z einzurichten, ergibt sich ein handfester Mehrwert, der sich schwarz auf weiß belegen lässt.

Und das Angebot? Flachbett, Rolle zu Rolle oder beides in einem, Solvent-, UV- oder Latextinten, ein, drei oder gar fünf  Meter Druckbreite, Einstiegs- und Spitzenmodelle – Druckdienstleister, die auf das Inkjet-Großformat setzen möchten, haben die Qual der Wahl. Direkt bedrucken lassen sich die unterschiedlichsten starren und flexiblen Materialien – und das bei einem Anwendungsspektrum, das sich keineswegs auf herkömmliche Werbetechnik zu beschränken braucht.

Nischen- und Spezialmärkte

Innenarchitektur, Industriedruck, dreidimensionale Objekte – je spezialisierter, desto besser! Gerade wenn es an neue, mit konventionellen Druckverfahren nicht zu realisierende Anwendungen geht, läuft der Digitaldruck zur Höchstform auf. Eine schlanke Druckvorstufe, kurze Rüstzeiten und ein schneller Auftragswechsel erleichtern das Experimentieren mit neuen Substraten und Ausführungen. Hinzu kommt die Möglichkeit zu kundenindividueller Maßarbeit bis hinab zu Losgröße 1.

Gerade Neueinsteiger neigen dazu, sich von Anfang an in lukrativen, wachstumsstarken Marktnischen anzusiedeln. Doch auch mehr und mehr etablierte Akteure setzen auf Kreativität und Diversifikation, um dem wachsenden Wettbewerbs- und Preisdruck die Stirn zu bieten.

Die Folge: Immer gewiefter, immer vielfältiger werden die Akteure, die im digitalen Großformat ein Stück vom Kuchen abbekommen wollen. Da ist es gut zu wissen, dass sich auch die Druckerhersteller nicht lumpen lassen …

Durchsatz – das A und O?

Qualität, Produktivität, Zuverlässigkeit, Flexibilität – an all diesen Aspekten wird kontinuierlich gearbeitet. Welcher ist dabei der wichtigste? Geht es an den reinen Durchsatz, sind Inkjetdrucker gegenüber konventionellen Maschinen meist noch im Hintertreffen. Je vielseitiger jedoch die Anforderungen, je kleiner und variantenreicher die Auflagen, desto besser kommen die Stärken des Digitaldrucks zum Tragen.

„Zur Deckung der Nachfrage und Maximierung des ROI sind unsere Kunden auf ein möglichst breites Material- und Anwendungsspektrum angewiesen. Flexibilität ist uns deshalb ein Hauptanliegen. Von POS-Materialien, Popup-Bannern und Transparenten über Außenwerbung und Fahrzeugfolierung hin zu Funktionsfolien und Haftetiketten reichen die Möglichkeiten eines einzigen Druckers,“ Richard Barrow, Senior Product Manager (Großformat/Werbetechnik), Epson Europe

Mike Horsten, General Manager Marketing (EMEA) bei Mimaki stimmt zu: „Diversifikation ist nach meiner Auffassung der Schlüssel zum Erfolg. Druckdienstleister, die sich auf eine Produktkategorie beschränken, sind mittlerweile eine Seltenheit. ‚Alles aus einer Hand‘ lautet die Devise – je vielseitiger, desto besser.“

Mit anderen Worten: Ein Blick in die technischen Daten ist bei der Druckerauswahl nur beschränkt aussagekräftig. Das Maß aller Dinge ist das jeweilige Geschäftsmodell, das sich wiederum an den Nachfragetrends orientieren sollte – und die verlangen mehr und mehr Agilität und Kreativität. Kurze Rüstzeiten, schnelle Auftragswechsel, geringer Anlaufausschuss – Faktoren wie diese sind gegen gängige Kennzahlen der Produktivität aufzuwiegen.

Workflow-Automatisierung

So weit, so gut, doch im Drucksaal stehen bekanntlich nicht nur Drucker. Zusehends rückt der Workflow als Ganzes in den Blickpunkt – vom Auftragseingang über Druck und Weiterverarbeitung hin zu Kalkulation und Analyse. JDF-Konformität, Integration mit Schneidesystemen, Branchensoftware (MIS/ERP) – nur einige der Aspekte, von denen immer öfter die Rede ist.

Ken Hanulec, Vice President (Inkjet Solutions) bei EFI bestätigt: „Betriebswirtschaftliche Vorteile eines schnelleren, breiteren Druckers lassen sich relativ leicht beziffern. Der Nutzen der Prozessoptimierung wird hingegen gerne vernachlässigt. Ein von A bis Z integrierter Workflow kann bedeutende Wettbewerbsvorteile bringen.“

„Großbetriebe mit einem breit aufgestellten Drucksaal würden ohne Branchensoftware oder Workflow-Automatisierung ganz einfach den Überblick verlieren. Für kleinere Unternehmen mit überschaubarem Kundenstamm erscheint mir dieser Aspekt hingegen weniger relevant,“ Mike Horsten, General Manager Marketing EMEA, Mimaki.

Noch einmal Barrow: „Der Workflow bringt die Effizienz unserer Drucker erst richtig zum Tragen. In enger Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen sorgen wir für ein perfektes Zusammenspiel zwischen Software und Druckern.“ Effizienz – das A und O angesichts der immer vielfältigeren, immer komplexeren Anwendungen im Inkjet-Großformat. Aller Voraussicht nach wird der Workflow weiter an Bedeutung gewinnen.

Worauf es ankommt – Streiflichter

Ähnliche Schwerpunkte setzt Paul Adriaensen von Agfa: „Der Durchsatz eines Druckers steht und fällt mit der Fähigkeit, gleich auf Anhieb die gewünschte Qualität zu produzieren – bei jedem einzelnen Auftrag. Genau hier kommt die Workflow-Automatisierung ins Spiel – von der Datenübernahme über das Farbmanagement hin zur Integration mit der Weiterverarbeitung.“

Grafikdesigner, Setzer und Reprotechniker, Schilderhersteller, ehemals reine Siebdruckereien, Spezialisten für Industriebedarf – die unterschiedlichsten Akteure tummeln sich mittlerweile im Inkjet-Großformat. Sie alle sehen sich vor einer grundlegenden Herausforderung: termintreu Spitzenqualität zu attraktiven Preisen zu liefern, ohne dass die Margen aus dem Ruder laufen. Die Wirtschaftlichkeit des Digitaldrucks hilft ihnen dabei – doch sie allein kann keine Wunder bewirken: „Noch immer gibt es Unternehmen, die ihre Preise kalkulieren, ohne sich über die tatsächlichen Produktionskosten im Klaren zu sein“, weiß Horsten. „Da kann nur eines helfen: eine umfassende Kenntnis der Kostenstruktur.“

Und Hanulec von EFI? Unter den zahlreichen Faktoren, die im Inkjet-Großformat die Weichen auf Wachstum stellen – robustere, verlässlichere Drucker, niedrige Stückkosten, Eignung für individualisierte Kleinauflagen und Einzelexemplare –, greift er einen heraus:

„Anwendungsvielfalt ist einer der Gründe, warum unsere Hybriddrucker für Platten- und Rollenware so erfolgreich sind. Von herkömmlichen Bannermaterialien hin zu bedruckten Wellpappedisplays kommt so ziemlich alles in Betracht,“ Ken Hanulec, Vice President Inkjet Solutions, EFI.

Welche Trümpfe die Anbieter wohl für die drupa 2016 im Ärmel halten? Zwei zentrale Entwicklungen scheinen sich abzuzeichnen: die Mobilisierung weiterer Leistungsreserven durch höheren Durchsatz, eine automatisierte Materialführung und einen nahtlosen Übergang zum Schneiden einerseits, neue Tintenrezepturen und Härtungsverfahren andererseits. Interessant erscheinen beispielsweise jüngste Fortschritte bei der LED-Härtung. Von sich reden machen zudem UV-Tinten auf Wasserbasis, und gefeilt wird auch an Latextinten – ebenso wie an wässrigen, Solvent- und UV-Rezepturen … Man darf gespannt sein!

Autorin: Sophie Matthews-Paul

Quelle: www.messe-duesseldorf.de

 

Pressemitteilung veröffentlicht am 28.01.2016 in Dies + Das, News (In- und Ausland).