DOXNET 2016 – Fachkonferenz & Ausstellung: Keynote-Speakerin Anja Förster fordert zum Querdenken auf
Mit einem außergewöhnlichen Keynote-Vortrag startete die DOXNET Jahreskonferenz im Baden-Badener Kongresshaus. Bestsellerautorin Anja Förster spürt seit über 13 Jahren auf allen Kontinenten Unternehmen und Menschen auf, die ebenso unkonventionell wie erfolgreich sind. „Willkommen in der Welt der Querdenker“, begrüßte Förster die Zuhörer, um direkt zur Frage zu kommen, wie es ein Krankenhaus in London geschafft hat, seine Fehlerquote um 40 Prozent drücken. Die Antwort dazu gab sie am Ende ihres Vortrags.
Anja Förster könnte man als „Meisterin der Beobachtung“ bezeichnen. Messerscharf analysierte die Querdenkerin scheinbar Alltägliches und appellierte an die Teilnehmer, in ihrem beruflichen Alltag zu Strategen zu werden, die keine Lust haben, den Status Quo zu akzeptieren. „Ich möchte ihren rebellischen Geist wachrütteln“, sagte sie. Die strategische Option dazu lautet: „Alles, außer gewöhnlich.“ Beispiel Telefon: Früher konnte man mit einem Produkt in vier Farben den gesamten Markt abdecken, heute sind die Anforderungen an ein Smartphone ungleich höher.
„Alles fängt mit den Menschen an“, sagte Förster. Wer ein Unternehmen führt, erwartet von seinen Mitarbeitern Leidenschaft, Kreativität, Initiative, Intelligenz, Sorgfalt und Fleiß. Manches davon könne angeordnet werden, „das andere sind Geschenke, die ihre Mitarbeiter jeden Tag mitbringen – oder nicht. Sie können den Nährboden dafür schaffen, dass sich Leidenschaft, Kreativität und Initiative entfalten können“.
Sie zitierte den Rennfahrer Mario Andretti: „Wenn du glaubst, alles unter Kontrolle zu haben, dann fährst du einfach noch nicht schnell genug.“ Und den Unternehmer Alberto Alessi, für den klar ist: „Ein Unternehmen ohne Niederlagen ist kreativ tot.“ Aber wie kriegt man die PS auf die Straße? „Es ist wichtig, eine Kultur zu haben. Organisationen, denen es gelingt, Menschen unter ihrem Dach zu vereinen, werden in der Zukunft gute Erfolgsaussichten haben“, sagte Förster.
Die Management-Beraterin stiftete zum Querdenken an und forderte dazu auf, das Kernproblem zu identifizieren, eine Analogie in anderen Bereichen zu suchen und diese Analogie in den eigenen Bereich zu übertragen. Womit noch die Eingangsfrage aufgelöst werden muss: Die Verantwortlichen des Londoner Krankenhauses ließen ihre Prozesse von den Boxen-Stopp-Profis von Ferrari optimieren, seitdem sind sämtliche Abläufe so gut aufeinander abgestimmt, dass die Leistung der Klinik deutlich gesteigert werden konnte. Mit diesem Beispiel wollte sie ihre Zuhörer motivieren, mal etwas zu wagen und zu experimentieren. „Auf der Seite von Google laufen täglich 50 bis 200 Experimente“, führte sie als Beispiel an. „Google wagt etwas“, brachte sie die Erfolgsformel des Unternehmens auf den Punkt.
„Dein Geist ist wie ein Fallschirm: Er funktioniert nur, wenn er offen ist“, zitierte sie Frank Zappa. Anja Förster animierte zu einem ganz bewussten Perspektivenwechsel, zu einem „Vuja-de“ also der Umkehrung des De-javues: „Schau auf die Dinge, als ob du sie zum ersten Mal machen würdest.“ Außerdem plädierte sie für ein umgekehrtes Mentoring. „Der Mensch, der neu in ein Unternehmen reinkommt, ist derjenige, der einen unverbrauchten Blick auf Abläufe hat.“
Ihre Erfolgsformel brachte sie so auf den Punkt: Es geht um das Managen des Tagesgeschäfts, das selektive Vergessen der Vergangenheit und darum, die Zukunft zu gestalten. Das erstgenannte ist der Wettbewerb um die Gegenwart, die letzten beiden bilden den Wettbewerb um die Zukunft. „Machen sie sich auf den Weg“, forderte Förster die Zuhörer auf.
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