“Wenn der Postmann nicht mehr klingelt”
Briefe ohne Papier, Post ohne Briefkasten – Was erwartet Postzusteller, Paketdienstleister und Privatleute in der Zukunft der Postwelt? Spectos stellt Meinungen und Trends einer repräsentativen Umfrage vor.
Rechnungen per E-Mail, elektronische Briefe und Werbung in Apps statt auf Papier – viele Vorgänge werden heute schon digital abgewickelt und haben sich in der Gesellschaft etabliert. Geht da noch mehr? Wird es in Zukunft möglicherweise dazu führen, dass kein privater Briefkasten mehr benötigt wird?
Gegenwärtig ist der Briefkasten der meisten Leute gefüllt mit Werbung, Briefen von Behörden und Ämtern und kleineren Warensendungen. Aktuelle Entwicklungen könnten die herkömmliche Postablage zumindest für Briefe und Werbung überflüssig machen.
Was ist dann aber mit Zuverlässigkeit und Sicherheit, die bei Briefen durch Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV) und Postgeheimnis gewährleistet sind? In der Bevölkerung gibt es durchaus Bedenken. Spectos hat nachgefragt und liefert interessante Einblicke in die Gedanken der Befragten über die Zukunft der Postwelt.*
Der Briefkasten: Sicherheit durch persönliche Zustellung
Briefkästen gehören fest in die Welt der Postzustellung; zumindest derzeit noch. Der Einwurf eines wichtigen Briefes, verpackt in einem Briefumschlag und mit der persönlichen Adresse versehen steht für die meisten Menschen für die gewohnte Art und Weise, Mitteilungen von Behörden oder Rechnungen zu erhalten. Ganze 86 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen eine persönliche Zustellung an ihre Adresse in ihren Briefkasten wichtig ist. Der Briefkasten scheint auch zukünftig unumstößlich zu sein. Dies legt auch die vielfältige Befüllung deutscher Briefkästen nahe: Neben Briefen landen vor allem auch Werbeprospekte, kostenlose Wochenzeitungen, Tageszeitungen, Warensendungen und Magazine in dem Kasten vor unserer Haustür.
Schnelligkeit vs. Sicherheit, Display vs. Papier – Ist eine Zukunft ohne Briefkasten denkbar?
Wenn man genauer hinsieht, machen die Dinge, die uns derzeit auf dem Postweg erreichen, den Briefkasten aber doch nicht so unangreifbar wie gedacht. Elektronische Briefe existieren bereits, Werbeprospekte können per Mail zugesendet oder heruntergeladen werden, Zeitungen haben ohnehin in den letzten Jahren einen Rückgang der Papier-Variante zu verbuchen.
Was ist mit den Warensendungen? Händler aus dem eCommerce-Bereich greifen bei kleinen Lieferungen immer häufiger auf günstige Warensendungen zurück. Wohin damit, wenn keine Briefkästen mehr existieren? Sammelstellen und Paketstationen wären denkbare Möglichkeiten. Unter den Befragten der Spectos-Studie herrscht bei diesem Gedanken jedoch eher Unmut. “Ich möchte keine zusätzliche Zeit opfern, um meine Sendungen irgendwo abzuholen”, sagt ein Teilnehmer.
Skepsis meldet sich vor allem auch, wenn es um die Sicherheit der Daten geht. Schriftlicher Verkehr in Briefen ist durch das Postgeheimnis geschützt. E-Mails hingegen werden gern mit ungeschützten Postkarten verglichen, bei denen unerwünschte Mitleser kaum zu verhindern sind. Nicht zu vergessen sind allerdings Angebote wie die E-POST der Deutschen Post, die eine hohe Datensicherheit versprechen. Das deutsche Bundesdatenschutzgesetz wird hier streng eingehalten.
Für viele ist es trotzdem etwas ganz anderes, eine Information digital zu lesen oder ein Blatt Papier direkt in der Hand zu halten. “Bildschirm-Lesbares ist zu flüchtig” und “Habe gerne Papier in der Hand zum Lesen” sind typische Stimmen unter den Studienteilnehmern. Für einige gehört der klassische Postverkehr inklusive Briefkasten auch einfach zur Gewohnheit und sie können sich eine andere Art der Zustellung nicht vorstellen. Daneben tauchen aber auch Stimmen auf, die sich mit dem Gedanken einer Zukunft ohne Briefkasten durchaus anfreunden können. Online gilt schließlich als schneller und bequemer. “Bei E-Mail-Kommunikation kann ich eingehende Mails direkt filtern und in Ordner verteilen. Da geht nichts verloren zwischen dem ganzen Müll”, beschreibt einer der Teilnehmer seine Sicht zur Digitalisierung der Postwelt und fügt hinzu, dass sich bei E-Mails dank Suchfunktion schnell etwas wiederfinden lässt. Schlussendlich ist der Aspekt der Umweltschonung unter den Befürwortern der Zukunft ohne Briefkasten ein wichtiges Argument: “Papier muss hergestellt und entsorgt werden.” Digitale Nachrichten produzieren höchstens Datenmüll.
Pro & Contra Briefkasten: Geteilte Meinungen
Für viele ist ein kompletter Wegfall des herkömmlichen Briefkastens aber einfach nicht denkbar. Die große Mehrheit der Teilnehmer beantwortet die Frage, ob sie sich eine Zukunft ohne Briefkasten vorstellen können, mit Nein. Besonders bei der der Kommunikation mit Banken, Versicherungen und Krankenversicherungen sind für die meisten Befragten Zuverlässigkeit und Sicherheit die wichtigsten Qualitätskriterien.
Auch Unternehmen sehen eine steigende Wertigkeit im Briefkasten, erlaubt dieser doch einen direkten Zugang zum Kunden ohne dessen vorherige Erlaubnis. In Zeiten von Datenflut und überfüllten Inboxen ist der vergleichsweise leere Briefkasten übersichtlich. Offline-Werbeflyer können so interessante Impulse geben, online zu gehen. Nicht nur Unternehmen erkennen das Potential der Briefkästen für Direktmarketing wieder. Auch das Ergebnis der Studie bestätigt die Zukunft des Briefkastens: Nur 6 Prozent der Studienteilnehmer sehen zukünftig eine Weiterentwicklung der Digitalisierung in der Postwelt weg vom altbekannten Briefkasten hin zu neuen Technologien und Möglichkeiten.
Quelle: www.spectos.com
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*Quelle Spectos Briefkasten Monitor 2018, Stand 31.05.2018. Befragte Personen: 1.807
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