Die Fahrradmanufaktur Sachsenring Bike GmbH aus Sachsen-Anhalt baut alternative Transportsysteme
Der Trend zum E-Bike ist ungebrochen, Prognosen sagen einen Marktanteil von 50 Prozent in den kommenden zehn Jahren voraus. In Sangerhausen in Sachsen-Anhalt setzt der Fahrradhersteller Sachsenring Bike auf die Entwicklung eigener Marken. Momentan werden in Zusammenarbeit mit ansässigen Forschungsinstituten und weiteren Kooperationspartnern in verschiedenen Projekten neue Modelle entwickelt, deren Produktion im Spätsommer starten soll. In welche Richtung dann die Räder rollen werden, das unterliegt momentan noch der Geheimhaltung.
Elektromobilität hat eine lange Geschichte. Bereits 1899 gab es ein Elektroauto, das sagenhafte 105 Kilometer pro Stunde fuhr. Bis zu 40 Prozent der Autos auf amerikanischen Straßen waren elektrisch betrieben; weltweit soll es mehr als 500 Modelle gegeben haben. Im Lauf der Jahre aber setzte sich der Verbrennungsmotor durch – die Folgen sind heute spürbar. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes belastete der Autoverkehr die Umwelt 2017 allein in Deutschland mit 115 Millionen Tonnen CO2. Das waren sechs Prozent mehr als im Jahr 2010.
Besonders stickig ist es in unseren Städten. Sie sind für knapp 80 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich. Kein Wunder, nimmt doch die Urbanisierung stetig zu. Aktuell leben in Deutschland fast 78 Prozent der Menschen in Städten, bis 2050 wird mit einem Anstieg auf fast 85 Prozent gerechnet. Steigender Personen- und Warenverkehr, befördert durch den boomenden Internethandel, sind die Folgen.
Die Verkehrswende ist unabdingbar, nicht nur im Autoverkehr. Und es tut sich was: Der elektrische Antrieb von Fahrrädern sorgt seit einigen Jahren für stark steigende Absatzzahlen, das Verkaufsplus betrug im vergangenen Jahr 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei 23,5 Prozent liegt der Marktanteil an E-Bikes in Deutschland momentan.
Erfahrungen mit Lastenrädern
Die Zeichen der Zeit hat auch die Sachsenring Bike Manufaktur GmbH aus dem mitteldeutschen Sangerhausen erkannt. Ihr Fokus liegt klar auf der Produktion von E-Bikes.
Das Potential, den Umsatz auf das Doppelte bis zum Vierfachen zu steigern, sieht Sachsenring Bike-Geschäftsführer Stefan Zubcic beim elektrisch angetriebenen Lastenrad. Erfahrungen mit Cargobikes habe man bereits, sagt Stefan Zubcic: „Das ist ein altes Geschäft für uns, wir haben zehn Jahre lang die Zustellräder der Post gefertigt.“ Fünf Lastenrad-Modelle werden in der Manufaktur im mitteldeutschen Sangerhausen montiert, drei davon mit Elektroantrieb. Momentan werden in Zusammenarbeit mit ansässigen Forschungsinstituten und weiteren Kooperationspartnern in verschiedenen Projekten neue Modelle entwickelt, deren Produktion im Spätsommer starten soll. „Die Nachfrage nach nutzerfreundlichen und robusten E-Cargobikes nimmt stetig zu. Momentan suchen wir Partner – Logistikdienstleister wie Speditionen zum Beispiel“, so Stefan Zubcic. Aber auch der Einsatz der Räder in Handwerksbetrieben werde angestrebt. „Dabei könnte es eine Kombination von Auto und Rad geben“. Die Vorteile lägen auf der Hand: „Keine Parkplatzsuche mehr, kurze Wege, leichte Bedienbarkeit, gesundheitliche Vorteile.“
Zuladung bis 900 Kilogramm
Tatsächlich sind die Parameter der Sachsenring Bike-Modelle für eine gewerbliche Nutzung interessant. Der elektrische Motor unterstützt bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometer pro Stunde, das Lastenvolumen variiert je nach Einsatzzweck und entsprechendem Aufbau, die Zuladung beginnt bei 50 Kilogramm und reicht gestaffelt über mehrere Plattformen bis zu 900 Kilogramm Nutzlast. Die Reichweite der Bikes ist unter anderem abhängig von verschiedenen Einflussfaktoren wie Zuladung, gewählter Unterstützungsstufe, Bergauf- bzw. Bergabfahrten oder der Umgebungstemperatur.
Im Vorfeld der anvisierten Weiterentwicklung der E-Cargobikes führte das Unternehmen eine Kundenbefragung durch, die ergab, welche Parameter bei der Nutzung dieser Räder Priorität haben: Stabilität, was in diesem Fall eine Betriebsdauer des Gefährtes von sechs bis acht Jahren meint; ein ideales Transportvolumen zwischen 1,5 und 1,8 Kubikmetern; eine effiziente Bedienung inklusive Erreichbarkeit des Ladegutes; Wetterschutz für den Fahrer; attraktive Preise sowie ein Ersatzteilservice und Robustheit des Rades. Die Cargobikes von morgen, sagt Stefan Zubcic, seien genau auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet und bieten mehr Komfort. Das Design der Bikes würde ebenfalls überarbeitet.
Nun gibt es bereits zahlreiche Anbieter von E-Cargobikes auf dem Markt, denen gegenüber die Sachsenring Bike-Manufaktur aber einen entscheidenden Vorteil hat, wie Stefan Zubcic betont: „Wir haben die Ideen und das Know How!“ Planung, Fertigung, Direktvertrieb, Auslieferung, After-Sales-Service und Leasinglösungen kommen hieraus einer Hand.
Marktanteil steigt
Die Marktzahlen geben der Strategie des Unternehmens aus Sachsen-Anhalt Recht. Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) wurden im Jahr 2018 in Deutschland 980 000 E-Bikes verkauft, ein Plus von 36 Prozent! Der Absatz an Cargorädern mit elektrischem Antrieb steigerte sich im Vergleich zu 2017 auf vier Prozent Marktanteil. Das entspricht einer Stückzahl von knapp 40.000. Durch eine stärkere Verlagerung des innerstädtischen Pkw-Verkehrs auf Fahrräder und E-Bikes, so der ZIV, könnten die Schadstoffbelastungen in den Städten auch ohne Diesel-Fahrverbote reduziert werden. Einer Studie des europäischen Cyclelogistics-Projekts könnten sogar 51 Prozent aller motorisierten Transporte in Europas Städten auf Fahrräder verlagert werden.
Der Bereich „Mobilität und Logistik“ steht auch im Fokus der Sonderpreise des diesjährigen Hugo-Junkers-Preises für Forschung und Innovation. Er wird vom Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt ausgelobt. Damit sollen zukunftsweisende Innovationen aus Wissenschaft, Industrie und Handwerk „Made in Sachsen-Anhalt“ ausgezeichnet werden. Bewerbungsschluss ist der 1. Oktober 2019.
Mehr Informationen dazu sind auf der Internetadresse www.hugo-junkers-preis.de abrufbar.
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