Bio-LNG: Der Underdog der alternativen Antriebe
Die Mobilität befindet sich im Wandel. Das gilt für den Personen- wie den Güterverkehr. Doch der Güterverkehr auf der Straße lässt sich nicht einfach elektrifizieren. Es braucht andere nachhaltige Antriebskonzepte. Zum Beispiel Bio-LNG.
Laut dem Umweltbundesamt war der Verkehrssektor im Jahr 2019 für knapp über 200 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent verantwortlich. 47 Millionen Tonnen entfielen dabei auf den Straßengüterverkehr. Im Vergleich zu 1995 markiert das einen Anstieg von 21 Prozent. Das Ziel der Bundesregierung, die Emissionsbelastung bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 55 Prozent zu reduzieren, erscheint im Lichte dieser Zahlen utopisch.
Schwerverkehr lässt sich nicht ohne weiteres elektrifizieren
Vor allem, weil beim Straßentransport die Elektrifizierung nur wenig zur Dekarbonisierung beitragen wird. Bei einem E-Auto wiegt die Batterie zwischen 200 und 700 Kilogramm. Die Reichweiten von batterieelektrischen Fahrzeugen liegen, unter Idealbedingungen, zwischen 300 und 700 Kilometern. Dass es mit diesen Leistungswerten unmöglich ist, einen 40-TonnenLkw batterieelektrisch im Fernverkehr einzusetzen, ist logisch. Entweder die Reichweite schrumpft so weit, dass nur Kurzstrecken möglich sind, oder das Akkugewicht steigt so stark an, dass kaum mehr Fracht geladen werden kann.
Aber was ist mit Brennstoffzellen, die eigenen sich doch für Lkw? Sie produzieren stetig Strom
und der Wasserstofftank ist ähnlich schnell gefüllt wie der Diesel-Tank. Theoretisch stimmt
das, aber in der Praxis wird es noch ein paar Jahre dauern, bis Brennstoffzellen im industriellen
Maßstab gefertigt werden können. Und selbst wenn Wasserstoff-Lkw schon breit verfügbar
wären, für Spediteure wäre ein Austausch ihrer Flotten mit horrenden Kosten verbunden.
Verfügbar, performant und nachhaltig
Es gibt eine naheliegendere Lösung: Bio-LNG. Liquefied Natural Gas (LNG) hat seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und der Debatte um die Unabhängigkeit von russischem Gas rapide an Popularität gewonnen. Das erste LNG-Terminal in Deutschland könnte noch im Laufe des Jahres 2022 kommen. Allerdings ist LNG nur bedingt zur Dekarbonisierung geeignet. LNG-getriebene Motoren produzieren etwa 20 Prozent weniger Emissionen als Diesel-Motoren. Mit Bio-LNG kann der Emissionsausstoß um bis zu 100 Prozent reduziert werden. Außerdem ist Bio-Flüssiggas denkbar einfach herzustellen: Biomethan, beispielsweise aus Klärschlamm oder organischem Abfall, wird heruntergekühlt, bis es sich verflüssigt. Das ist das ganze Geheimnis.
1.500 Kilometer Reichweite kein Problem
Die Energiebilanz des Bio-Kraftstoffes kann sich ebenfalls sehen lassen. Reichweiten von über 1.000 Kilometern sind kein Problem. Viele Spediteure setzen bereits Fahrzeuge mit Gasantrieb ein. Diese Lkw können ohne Probleme auf Bio-LNG umsteigen. Auch Gebinde jeglicher Zusammensetzung aus Biomethan und herkömmlichen Flüssigerdgas lassen sich tanken.
Durch die Entwicklungen im Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) werden gerade ältere Biogasanlagen teilweise nicht mehr berücksichtigt. Laut dem Osterpaket der Bundesregierung für 2022 sollen zukünftig vorwiegend „hochflexible Spitzenlastkraftwerke“ sowie „innovative EE-Hybrid-Kraftwerke mit lokaler Speicherung“ gefördert werden. Bestehende ältere Kraftwerke könnten anstatt zur Stromerzeugung für die Bio-LNG-Herstellung genutzt werden. Ihr Alter spielt dann keine Rolle mehr, denn sie müssen die Vorgaben des EEG nicht erfüllen, wenn sie keinen Strom ins Netz einspeisen.
Aktuell mangelt es nur noch an der Versorgung der Tankstellen mit Bio-LNG. Doch das kann sich schnell ändern. Unternehmen wie Rolande arbeiten daran, den umweltfreundlichen Kraftstoff an all ihren Standorten in Deutschland verfügbar zu machen. In den Niederlanden bietet das Unternehmen Bio-LNG bereits im Mischungsverhältnis von etwa 20 Prozent an seinen Tankstellen an. Außerdem arbeitet Rolande mit Hochdruck daran, die eigene Bio-LNGProduktion hochzufahren.
Wasserstoff und Batterien haben in der Mobilitätsbranche gerade ihren Hype. Bis zu einem gewissen Grad ist das gerechtfertigt. Denn alternative Antriebe sind essenziell, um den Verkehrssektor zu dekarbonisieren und die Abhängigkeit von fossilen Treibstoffen einzuschränken. Allerdings sollte im Transportbereich Bio-LNG auf gleicher Stufe mit diesen Technologien stehen. Denn für den Straßentransport ist der Kraftstoff die aktuell am besten verfügbare und performanteste Alternative zu fossilen Brennstoffen.
Jolon van der Schuit (CEO Rolande)
Quelle: www.rolandelng.de
Schlagwörter: Rolande