Die Zukunft der Logistik: Unternehmen müssen den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
Die Transport- und Logistikbranche ist seit vielen Jahren im Umbruch. Wie ist die Stimmung aktuell?
Lasse Landt: Die Serie an Krisen trifft die Logistikbranche hart und zeigt uns allen, wie elementar diese für die meisten von uns lange Zeit unsichtbare Branche ist. Ich kann jetzt nur von der Speditionsbranche sprechen, aber diese tickt sehr unternehmerisch. Das liebe ich an der Speditionswelt. Da wird vor allem gehandelt und alles getan, dass der Laden läuft. Klar ist da Anspannung und mitunter auch mal Erschöpfung zu spüren, aber auch ein zufriedener Stolz darüber, dass die Branche endlich in der Breite als das anerkannt wird, was sie ist und schon immer war: systemrelevant. Trotz der Beschäftigung mit den aktuellen Krisen handeln mehr und mehr Spediteure, weil sie erkennen, dass die Digitalisierung nicht nur notwendige Last ist, sondern auch Chancen bietet, anderen Problemen wie bspw. dem Mitarbeitermangel entgegenzutreten. Zum allgemeinen Marktumfeld kann Botho vielleicht mehr sagen.
Botho Rothmaler: Wir sehen gerade in der Transportlogistik weiterhin einen sehr versprengten Markt mit sehr vielen Anbietern und eher überschaubaren Marktanteilen, also hoher Wettbewerb bei geringen Margen. Alle kämpfen mit Herausforderungen wie CO₂-Reduzierung, Personalmangel und international sicherlich auch mit immer sensibleren Transportketten. Beim Verkehrsträger “Schiene” kommen hohe Erwartungshaltungen hinzu, was die Verlagerung von Gütern auf die Schiene anbelangt und das bei begrenzten Kapazitäten auf einer fragilen Infrastruktur. Zudem kommen ganz aktuell weitere Herausforderungen wie explodierende Treibstoffpreise hinzu.
Transportroboter im Lager, automatische Tourenplanung oder Blockchain-Technologie für Frachtbriefe: Die digitale Transformation ist in aller Munde, aber wie digital ist die Logistikbranche eigentlich wirklich?
Botho Rothmaler: Noch ist der Investitionswille seitens der klassischen Logistikdienstleister, den wir wahrnehmen, weiterhin gebremst. Gerade bei mittelständischen Unternehmen muss jeder Euro zweimal umgedreht werden und da überlegt sich jeder sehr genau, ob die Software, deren Lebenszyklus schon längst abgelaufen ist, nicht dennoch weiterhin ausreicht. Viele arbeiten technologisch noch mit Softwaresystemen, die eher aus den 80er Jahren stammen. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr Start-ups mit viel Kapital, die sich um moderne IT-Lösungen kümmern, die den Marktteilnehmern ein einfacheres Handling und größere Markttransparenz bieten. Ich glaube, es sind vor allem die Big Player, die sich mit Themen wie Digital Twin oder die Blockchain befassen. Die Erneuerung des Fundaments für das eigentlich Geschäft beginnt nur zögerlich.
Lasse Landt: Ich zucke immer ein bisschen zusammen, wenn ich im Kontext der Digitalisierung immer gleich Blockchain oder KI höre. Ich denke, Digitalisierung ist dann sinnvoll, wenn sie mit dem Problem anfängt und nicht mit der Lösung. Meine Erfahrung deckt sich mit der von Botho. Die Einführung von neuen Lösungen bei laufenden operativen Prozessen ist für viele, nicht nur für die kleinen und mittleren, eine große Herausforderung. Immerhin ist die gesamte Logistik extrem stark auf Effizienz getrimmt. Und auch wenn man da mit neuen und innovativen digitalen Lösungen noch viele Potenziale heben kann, sind finanzieller aber auch zeitlicher Invest für die Einführung neuer Lösungen häufig schwer zu stemmen. Ich denke, dass Software-as-a-Service Lösungen, wie bspw. Pamyra, hier einen Ausweg bieten, mit geringem zeitlichen und finanziellen Aufwand State-of-the-Art Technologien einzuführen und das unabhängig von der Unternehmensgröße. In anderen Branchen sind SaaS-Lösungen längst fester Bestandteil der IT-Landschaft. Hier hat die Logistik deutlichen Nachholbedarf. Es kann nicht jeder alles selber machen.
Wo wäre die Branche heute, wenn die Digitalisierungswelle schon mindestens ein Jahrzehnt früher begonnen hätte?
Lasse Landt: Nun, zum einen hätten wir mehr SaaS-Lösungen wie Pamyra im Markt. (lacht) Aber Spaß beiseite. Ich denke, dass wir mit fortschreitender Digitalisierung eine zunehmende Transparenz unvermeidlich ist und damit einhergehend eine Konzentration der Marktteilnehmer auf ihre jeweiligen Stärken notwendig wird. Das gilt sowohl für die Frage, ob ein Spediteur wirklich auch der bessere Software-Entwickler ist, als auch im logistischen Bereich. Wenn man einen Spediteur anruft, dann kann der erstmal alles. Hintenrum wird dann telefoniert, gemailt und dreimal weitervermittelt. Mit zehn Jahren mehr Digitalisierung hätten wir mehr Transparenz, wer welche Segmente wirklich bedient und die Prozesse, die Sendungen automatisch dorthin zu vergeben. Mehr Business im Kerngeschäft, weniger Beifang.
Botho Rothmaler: Vielleicht hätten wir einen deutlich kollaborativen Markt, in dem sich die Teilnehmer eher gegenseitig unterstützen.
Lasse Landt: Genau. Das meine ich.
Botho Rothmaler: Höhere Auslastungen der Transportmittel würden zu weniger Transporten führen und so dazu beitragen, den Fahrermangel auf der Straße und der Schiene zu lindern. Wir würden Last-Mile-Lösungen sehen, welche die Auslieferungen im KEP-Markt bündeln. Vielleicht hätten wir im LogTech-Markt auch gewachsene Unternehmen an der Börse, weil die Nachfrage nach Plattformlösungen sich bereits stärker entwickelt hat.
Herr Rothmaler, Sie haben sich in den vergangenen Monaten mit Plattformlösungen für Logistikunternehmen auseinandergesetzt. Was konnten Sie dabei beobachten?
Botho Rothmaler: Wir haben über sechs Monate den LogTech-Markt untersucht. Es hat sich sehr viel getan. Wir haben in unseren Analyse festgestellt, dass auf sehr unterschiedlichen Teilmärkten über 80 Unternehmen ihre Leistungen anbieten. Neben den klassischen Produkten, wie Frachtenbörsen und etablierten Vermietungsservices, gibt es Plattformen, die bei Ausschreibungen von Verladern nach Logistikdienstleistungen unterstützen. Weiterhin hoch im Kurs sind Tracking- und Tracing-Produkte. International ist eine hohe Investitionsbereitschaft im LogTech-Markt vorhanden. Es gibt Studien, die in 2021 im LogTech-Segment ein eingesetztes Risikokapital von 25 bis 30 Milliarden Dollar ermittelt haben. Und die Start-ups entwickeln sich rasant. Es gibt mittlerweile eine Reihe von Unicorns in der Branche, also Unternehmen, deren Marktwert bereits mit über eine Milliarde Dollar bewertet wird. Dazu gehören zum Beispiel Unternehmen wie Sennder, Flock Freight oder Loggi. Keine Frage, die Nachfrage nach transparenten, leicht zugängigen Logistiklösungen nimmt rasant zu.
Lasse Landt: Ich möchte vielleicht noch anmerken, dass streng genommen, die meisten Spediteure auch Plattformen sind, auf denen Verlader Transporte buchen, die letztlich meist von verschiedensten Frachtführern gefahren werden. Ein Unternehmen wie Sennder digitalisiert dieses Prinzip und ist damit den analogen Plattformen, sprich klassischen Speditionen, zumindest bei der Konnektivität und Skalierbarkeit der Prozesse einen Schritt voraus.
Die Transport- und Logistikbranche ist seit vielen Jahren im Umbruch. Wie ist die Stimmung aktuell?
Lasse Landt: Die Serie an Krisen trifft die Logistikbranche hart und zeigt uns allen, wie elementar diese für die meisten von uns lange Zeit unsichtbare Branche ist. Ich kann jetzt nur von der Speditionsbranche sprechen, aber diese tickt sehr unternehmerisch. Das liebe ich an der Speditionswelt. Da wird vor allem gehandelt und alles getan, dass der Laden läuft. Klar ist da Anspannung und mitunter auch mal Erschöpfung zu spüren, aber auch ein zufriedener Stolz darüber, dass die Branche endlich in der Breite als das anerkannt wird, was sie ist und schon immer war: systemrelevant. Trotz der Beschäftigung mit den aktuellen Krisen handeln mehr und mehr Spediteure, weil sie erkennen, dass die Digitalisierung nicht nur notwendige Last ist, sondern auch Chancen bietet, anderen Problemen wie bspw. dem Mitarbeitermangel entgegenzutreten. Zum allgemeinen Marktumfeld kann Botho vielleicht mehr sagen.
Botho Rothmaler: Wir sehen gerade in der Transportlogistik weiterhin einen sehr versprengten Markt mit sehr vielen Anbietern und eher überschaubaren Marktanteilen, also hoher Wettbewerb bei geringen Margen. Alle kämpfen mit Herausforderungen wie CO₂-Reduzierung, Personalmangel und international sicherlich auch mit immer sensibleren Transportketten. Beim Verkehrsträger “Schiene” kommen hohe Erwartungshaltungen hinzu, was die Verlagerung von Gütern auf die Schiene anbelangt und das bei begrenzten Kapazitäten auf einer fragilen Infrastruktur. Zudem kommen ganz aktuell weitere Herausforderungen wie explodierende Treibstoffpreise hinzu.
Transportroboter im Lager, automatische Tourenplanung oder Blockchain-Technologie für Frachtbriefe: Die digitale Transformation ist in aller Munde, aber wie digital ist die Logistikbranche eigentlich wirklich?
Botho Rothmaler: Noch ist der Investitionswille seitens der klassischen Logistikdienstleister, den wir wahrnehmen, weiterhin gebremst. Gerade bei mittelständischen Unternehmen muss jeder Euro zweimal umgedreht werden und da überlegt sich jeder sehr genau, ob die Software, deren Lebenszyklus schon längst abgelaufen ist, nicht dennoch weiterhin ausreicht. Viele arbeiten technologisch noch mit Softwaresystemen, die eher aus den 80er Jahren stammen. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr Start-ups mit viel Kapital, die sich um moderne IT-Lösungen kümmern, die den Marktteilnehmern ein einfacheres Handling und größere Markttransparenz bieten. Ich glaube, es sind vor allem die Big Player, die sich mit Themen wie Digital Twin oder die Blockchain befassen. Die Erneuerung des Fundaments für das eigentlich Geschäft beginnt nur zögerlich.
Lasse Landt: Ich zucke immer ein bisschen zusammen, wenn ich im Kontext der Digitalisierung immer gleich Blockchain oder KI höre. Ich denke, Digitalisierung ist dann sinnvoll, wenn sie mit dem Problem anfängt und nicht mit der Lösung. Meine Erfahrung deckt sich mit der von Botho. Die Einführung von neuen Lösungen bei laufenden operativen Prozessen ist für viele, nicht nur für die kleinen und mittleren, eine große Herausforderung. Immerhin ist die gesamte Logistik extrem stark auf Effizienz getrimmt. Und auch wenn man da mit neuen und innovativen digitalen Lösungen noch viele Potenziale heben kann, sind finanzieller aber auch zeitlicher Invest für die Einführung neuer Lösungen häufig schwer zu stemmen. Ich denke, dass Software-as-a-Service Lösungen, wie bspw. Pamyra, hier einen Ausweg bieten, mit geringem zeitlichen und finanziellen Aufwand State-of-the-Art Technologien einzuführen und das unabhängig von der Unternehmensgröße. In anderen Branchen sind SaaS-Lösungen längst fester Bestandteil der IT-Landschaft. Hier hat die Logistik deutlichen Nachholbedarf. Es kann nicht jeder alles selber machen.
Wo wäre die Branche heute, wenn die Digitalisierungswelle schon mindestens ein Jahrzehnt früher begonnen hätte?
Lasse Landt: Nun, zum einen hätten wir mehr SaaS-Lösungen wie Pamyra im Markt. (lacht) Aber Spaß beiseite. Ich denke, dass wir mit fortschreitender Digitalisierung eine zunehmende Transparenz unvermeidlich ist und damit einhergehend eine Konzentration der Marktteilnehmer auf ihre jeweiligen Stärken notwendig wird. Das gilt sowohl für die Frage, ob ein Spediteur wirklich auch der bessere Software-Entwickler ist, als auch im logistischen Bereich. Wenn man einen Spediteur anruft, dann kann der erstmal alles. Hintenrum wird dann telefoniert, gemailt und dreimal weitervermittelt. Mit zehn Jahren mehr Digitalisierung hätten wir mehr Transparenz, wer welche Segmente wirklich bedient und die Prozesse, die Sendungen automatisch dorthin zu vergeben. Mehr Business im Kerngeschäft, weniger Beifang.
Botho Rothmaler: Vielleicht hätten wir einen deutlich kollaborativen Markt, in dem sich die Teilnehmer eher gegenseitig unterstützen.
Lasse Landt: Genau. Das meine ich.
Botho Rothmaler: Höhere Auslastungen der Transportmittel würden zu weniger Transporten führen und so dazu beitragen, den Fahrermangel auf der Straße und der Schiene zu lindern. Wir würden Last-Mile-Lösungen sehen, welche die Auslieferungen im KEP-Markt bündeln. Vielleicht hätten wir im LogTech-Markt auch gewachsene Unternehmen an der Börse, weil die Nachfrage nach Plattformlösungen sich bereits stärker entwickelt hat.
Herr Rothmaler, Sie haben sich in den vergangenen Monaten mit Plattformlösungen für Logistikunternehmen auseinandergesetzt. Was konnten Sie dabei beobachten?
Botho Rothmaler: Wir haben über sechs Monate den LogTech-Markt untersucht. Es hat sich sehr viel getan. Wir haben in unseren Analyse festgestellt, dass auf sehr unterschiedlichen Teilmärkten über 80 Unternehmen ihre Leistungen anbieten. Neben den klassischen Produkten, wie Frachtenbörsen und etablierten Vermietungsservices, gibt es Plattformen, die bei Ausschreibungen von Verladern nach Logistikdienstleistungen unterstützen. Weiterhin hoch im Kurs sind Tracking- und Tracing-Produkte. International ist eine hohe Investitionsbereitschaft im LogTech-Markt vorhanden. Es gibt Studien, die in 2021 im LogTech-Segment ein eingesetztes Risikokapital von 25 bis 30 Milliarden Dollar ermittelt haben. Und die Start-ups entwickeln sich rasant. Es gibt mittlerweile eine Reihe von Unicorns in der Branche, also Unternehmen, deren Marktwert bereits mit über eine Milliarde Dollar bewertet wird. Dazu gehören zum Beispiel Unternehmen wie Sennder, Flock Freight oder Loggi. Keine Frage, die Nachfrage nach transparenten, leicht zugängigen Logistiklösungen nimmt rasant zu.
Lasse Landt: Ich möchte vielleicht noch anmerken, dass streng genommen, die meisten Spediteure auch Plattformen sind, auf denen Verlader Transporte buchen, die letztlich meist von verschiedensten Frachtführern gefahren werden. Ein Unternehmen wie Sennder digitalisiert dieses Prinzip und ist damit den analogen Plattformen, sprich klassischen Speditionen, zumindest bei der Konnektivität und Skalierbarkeit der Prozesse einen Schritt voraus.
Was macht Pamyra anders als die herkömmlichen Plattformlösungen?
Botho Rothmaler: Q_PERIOR berät seine Kunden neutral, was IT-Produkte und deren Anbieter betrifft. Und je nach Situation können ganz unterschiedliche Lösungen Sinn ergeben. Bei Pamyra sind es zwei Merkmale, die interessant sind. Da ist zum einen die leichte Implementierung in bestehende Prozesse beim Anwender und zum anderen die Whitelabel-Lösung. Also die Möglichkeit, die Pamyra-Lösung im Webauftritt des Logistikunternehmens integrieren zu können. Beides spart Zeit und damit Geld in Bezug auf Changemanagement und Entwicklungskosten für eigene Lösungen.
Lasse Landt: Ich denke, das besondere an Pamyra ist der kollaborative Gedanke: Wir machen Speditionen mit unserer White-label Lösung im digitalen Wettrüsten konkurrenzfähig und lassen sie aber nicht mit der Technik alleine, sondern begleiten sie und das operative Team des Spediteurs mit unserem Team auch beim Change Management Prozess, den die Einführung neuer Lösungen zwangsläufig mit sich bringt, Botho hat es angesprochen. Dazu haben wir mit dem Marktplatz pamyra.de eine Plattform, die bei Google besser rankt als jeder Spediteur. Spediteure, die hier mitmachen, können ohne jede Investition in oder irgendeine Ahnung von Online-Marketing über Google zusätzliches Geschäft und Neukunden generieren. Sie bleiben dabei immer selber Erstspediteur, haben
den Kundenkontakt und sind auf der Plattform klar sichtbar.
Gerade große Logistikunternehmen entwickeln oft teure Individuallösungen für die eigene Plattform. Muss das immer sein?
Lasse Landt: Ich hatte es angesprochen: Speditionen sind selber Plattformen, das gilt gerade für die ganz großen. Ob man deshalb die IT komplett selbst bauen muss, ist eine strategische Entscheidung. Persönlich denke ich, das entscheidende Differenzierungsmerkmal wird langfristig die Qualität und zuverlässige Verfügbarkeit der eigentlichen Dienstleistung, nämlich des Transports und Kundenservices sein. Aber natürlich liegen auch Vorteile darin, seine IT-Landschaft komplett selbst zu verwalten, wie
beispielsweise ein hoher Grad an Individualisierbarkeit für große Kunden. Die Frage ist, ob diese Vorteile den Effizienzgewinn aufwiegen, der sich ergibt, wenn ein spezialisierter IT-Anbieter eine Lösung für Dutzenden, vielleicht hunderte Unternehmen bereitstellt. Immerhin bedeuten hundert Nutzer auch ein Hundertstel der Kosten, mit guter Marge des Anbieters vielleicht ein Fünfzigstel. Für Plattformen wie Pamyra wird es wichtig sein, über offene Schnittstellen anschlussfähig zu sein und es Spediteuren zu ermöglichen, ihre individuellen Bedürfnisse bei Bedarf über selbst programmierte Erweiterungen zu realisieren. So erhält man das Beste aus zwei Welten: die geringen Kosten und hohe
Innovativität eines spezialisierten IT-Anbieters sowie die passgenaue Abstimmung von IT- und real-world-Prozessen eines Top-Dienstleisters. Aber auch beim Mindset diesbezüglich sind wir in der Speditionswelt noch etwas hinterher. Aber es wird besser!
Botho Rothmaler: Ja, das stimmt, das nehmen wir auch häufig wahr. Ich glaube nicht, dass das so sein muss. Oftmals werden IT-Projekte gestartet und durchgeführt, ohne dabei zu reflektieren, wie heute und wie in Zukunft gearbeitet werden soll. Die prozessuale Sicht wird also häufig vernachlässigt, was dazu führt, dass man eine neue digitale Lösung zu einem bestehenden Prozess entwickelt, was dann im schlimmsten Fall aus einem schlechten Prozess, einen digitalen schlechten Prozess macht. Fertige Lösungen von externen Anbietern bieten die Chance, sich mit den durch die Anwendung vorgegebenen neuen Abläufen auseinander zu setzen, die eigene Prozesslandschaft aufzuräumen. Denn erfolgreiche Anwendungen am Markt sind ja deshalb erfolgreich, weil sie in vielen anderen Unternehmen funktionieren. Große Logistikunternehmen leisten sich häufig den Luxus, viel Geld für eine Eigenentwicklung zu investieren, um bewusst oder unbewusst die Auseinandersetzung mit den eigenen Abläufen zu umgehen, was zugegebener Maßen anstrengend sein kann und auch Professionalität erfordert. Hier sind wir als Unternehmensberatung gerne zur Stelle und unterstützen.
Zwischen den kleinen, mittleren und den großen Unternehmen in der Branche besteht ein sehr deutlicher Unterschied im Digitalisierungsgrad. Wie könnte hier eine Lösung aussehen?
Botho Rothmaler: Aus meiner Sicht ist zum einen der Druck wohl noch nicht hoch genug, stärker in Digitalisierung zu investieren. Auf der anderen Seite ist es aber vielleicht auch noch nicht gelungen, die wirtschaftlichen Benefits aus Digitalisierungsvorhaben genügend zu verdeutlichen. Ein einfaches Beispiel aus der Eisenbahnbranche zeigt dies gut. Es müssen Personaleinsätze geplant und operativ gesteuert werde werden. Der Schienengüterverkehr, insbesondere in Deutschland, ist ein sehr sensibles Geschäft – Verspätungen sind sehr häufig. Triebfahrzeugführer:innen müssen häufig ausgetauscht werden, weil die maximal zulässige Arbeitszeit sonst überschritten wird. Und wo kommt dann das
Ersatzpersonal her? Schon operativ wird es eine Mammutaufgabe, rechtzeitig Ersatz zu finden und zum Zug zu bringen. Kosten für das zusätzliche Personal entstehen, Pönalen beim Kunden drohen, im
schlimmsten Fall bleibt der Zug stehen und es müssen neue Lok, neue Trasse, neue Nahbereichsbedienung und weiteres Personal organisiert und bezahlt werden. Die Rechnung, was an operativen Zusatzkosten eingespart werden kann, wenn denn die adäquate digitale Unterstützung im Unternehmen vorhanden wäre, zum Beispiel ein Personleinsatzoptimierer, die wird leider viel zu selten gemacht.
Lasse Landt: Ich wiederhole mich vielleicht, aber ich sehe die Lösung in Software-as-a-Service-Lösungen. Die Entwicklungskosten werden auf viele Köpfe verteilt und da das Pricing sich meistens am Nutzen des jeweiligen Kunden orientiert, ist dieselbe Technologie für Mittelständler wie für Konzerne erschwinglich zu Preisen, die zu ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit passen. Und insgesamt wird es für alle günstiger und vor allem auch zukunftssicherer, da ich nur Miet- und keine Investitionskosten habe. Da muss nicht jeder ein 10 Millionen Euro Projekt über drei Jahre stemmen.
Es gibt Studien, die belegen, dass der Digitalisierungsgrad direkt mit Umsatz, Neukundengewinnung und Mitarbeiterzufriedenheit korreliert. Warum scheuen besonders mittelständische Unternehmen hier dennoch Investition?
Lasse Landt: Neben den bereits erwähnten Punkte fällt uns immer wieder auf, dass bei vielen Mittelständlern schlicht das Wissen in diesem Bereich fehlt. Das kann und sollte man niemandem vorwerfen, denn gerade die Mittelständler machen oft einen herausragenden Job in Ihrem Kerngeschäft. Die Auswahl und Umsetzung großer IT-Projekte gehören bei einem mittelständischen Spediteur in der Regel weder in der Belegschaft noch in der Führungsebene zu den Kernkompetenzen. Das war vor zehn Jahren auch überhaupt kein Problem. Jetzt wird es gerade eines. Wir versuchen auch da, unsere Partner innerhalb unseres Kompetenzbereichs, dem digitalen Vertrieb, zu unterstützen. Und für den breiteren Blick gibt es ja beratende Experten wie Q_PERIOR. Was ist denn Eure Erfahrung? Das interessiert mich auch.
Botho Rothmaler: Viele Aspekte dazu haben wir ja schon genannt, aber einen weiteren möchte ich noch erwähnen. Ich glaube, wir haben da auch noch ein Generationsthema sowohl in der Entscheidungsebene, wo der Zusammenhang zwischen Zufriedenheit der Mitarbeiter und Neukundengewinnung im Zusammenhang mit dem Grad der Digitalisierung nicht erkannt wird. Aber auch bei den Fachkräften ist das ein Thema, da hier ebenfalls noch Generationen arbeiten, die eben nicht ganz natürlich mit dem Smartphone groß geworden sind. Dazu kommt aus meiner Sicht häufig auch ein kulturelles Problem. Viele mittelständische und kleine Unternehmen sind immer noch recht hierarchisch aufgebaut und Eigentümer-geführt. Das heißt nicht, dass es ein schlechtes Klima deshalb im Unternehmen existieren muss. Aber oftmals fehlt der kollaborative Ansatz, in dem Mitarbeiter
untereinander und auch gegenüber der Unternehmensführung auf Augenhöhe miteinander reden können und Ideen eine Chance haben, kritisch miteinander ausgetauscht zu werden, von Aspekten wie KVP mag ich gar nicht erst sprechen.
Wie sieht die Logistik der Zukunft für Sie aus?
Lasse Landt: In der Zukunft werden vor allem immer weniger Menschen immer mehr Waren bewegen. Und ich meine damit nicht, dass Mitarbeiter im Effizienzdenken quasi wegrationalisiert werden, im Gegenteil. Wir sehen gerade, dass Mitarbeiter überall händeringend gesucht werden und wir müssen die entlasten, die da sind und sie mit digitalen Tools unterstützen. Dabei geht es auch darum, die Arbeitsplätze in der Logistik trotz aller Effizienzanforderungen attraktiv zu halten bzw. noch attraktiver zu machen. Ich bin überzeugt, dass wir bei aller Digitalisierung vor allem die Menschen, die tatsächlich Logistik betreiben, nicht vergessen dürfen. Die, die schon da sind, genau wie die, die wir motivieren
wollen, in dieses spannende und wichtige Feld mit uns einzutauchen und es in den nächsten Jahrzehnten zu tragen und zu gestalten. Ok, das war jetzt vielleicht etwas pathetisch. Botho, magst Du vielleicht den nüchternen Blick auf den Markt wagen?
Botho Rothmaler: Gerne. Ich glaube, es wird eine Konsolidierung in einigen Sektoren geben. Unternehmen, die den Absprung in ein digitales Zeitalter nicht schaffen, werden sukzessive vom Markt verschwinden. Globale Player, wie zum Beispiel auch Amazon Logistics werden eine wachsende Rolle am Markt spielen. Abseits von Blockchain, Lieferdrohnen und anderen Hypes glaube ich aber auch, dass das eigentliche Geschäft immer mehr an Qualität gewinnen wird, weil es dann doch die Qualität sein wird, mit der man sich am Markt von seinem Wettbewerber abhebt. Denn mit Zunahme der Digitalisierung werden Logistik-Unternehmen effizienter ihre Ressourcen einsetzen, Kunden besser mit
Informationen versorgen können und aus meiner Sicht wird damit die Qualität, die heute sicherlich schon bei den Logistik-Unternehmen in den Fachkräften, die den Kunden betreuen und das Geschäft operativ am Laufen halten, besteht, auf eine neue Stufe gehoben und gegenüber dem Kunden zu einem noch professionelleren Auftritt verhelfen.
Quelle: www.pamyra.de
Schlagwörter: pamyra