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Interview

Interview mit Pamyra Geschäftsführer und CFO Lasse Landt

Es sind turbulente Zeiten. Steigende Preise und die damit einhergehende Inflation beschäftigen die Transport- und Logistikbranche in diesem Jahr und sicher noch 2023. Aber auch Themen wie die Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden Logistiker im kommenden Jahr weiterhin auf Trab
halten. Wir sprachen mit Lasse Landt, Geschäftsführer und CFO der Pamyra GmbH, über die aktuellen Entwicklungen auf dem Logistikmarkt.

Wie würden Sie das Jahr 2022 für die Logistikbranche bisher bewerten?

Ein turbulentes Jahr, das aufgrund der Weltgeschehnisse erneut operativ viele Herausforderungen bereithält. Für viele Speditionen aber umsatzseitig gesehen sicher kein schlechtes Jahr.

Viele Transport- und Logistikunternehmen blicken wegen der steigenden Preise besorgt auf die Geschäftsentwicklung. Die Kosten für Energie, Benzin, aber auch für Verbrauchsmaterialien sind enorm gestiegen. Wie könnte eine Entlastung aussehen?

Möglichkeiten, finanziell zu entlasten, gibt es viele. Welche genau am besten greift, kann ich schwer einschätzen. Wichtig ist aber auf jeden Fall: Eine nachträgliche Erstattung reicht oft nicht aus, wenn an der Zapfsäule sofort die drastisch gestiegenen Preise bezahlt werden müssen. Sprit als Working-Capital sozusagen. Die Maßnahmen müssen auch die Liquidität von Speditionen und Fuhrunternehmern im Blick behalten.

Neben der Sorgen durch Inflation, Krieg und Co müssen viele Logistikunternehmen ihre Prozesse optimieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben und um effizient zu arbeiten. Was sind für Sie die wichtigsten drei Aspekte hierbei?

Ich denke, wir als Branche, aber auch als Gesellschaft müssen für bessere Arbeitsbedingungen für LKW-Fahrer sorgen. Der Zustand von Waschräumen ist nur ein offensichtliches Beispiel für die fehlende Wertschätzung, die wir Fahrern entgegenbringen. Das müssen wir dringend ändern, wenn wir auch in 5 Jahren noch funktionierende Lieferketten haben wollen. Dazu fällt mir natürlich immer das Thema Digitalisierung ein. Deutsche Speditionen sind im Schnitt oft schlechter digitalisiert als bspw. polnische. Neben der operativen Effizient wird das Thema in den nächsten Jahren auch wichtig, um bspw. im Vertrieb oder in der Dispo motivierte Mitarbeiter zu bekommen und zu halten. Ich denke, da ist dringender Handlungsbedarf, da so etwas nicht über Nacht geht – übrigens nicht nur in der
Logistik.

Nicht nur Digitalisierung, sondern auch Klimaneutralität werden in der Logistik immer wichtiger. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?

Ich befürchte, dass hier leider mehr darüber geredet wird, als dass wirklich etwas passiert. Das liegt zum einen natürlich daran, dass „grüne“ Logistik eben doch spürbar mehr kostet und die Zahlungsbereitschaft hier bedauerlicherweise nach wie vor doch geringer ist, als die allgemeine Berichterstattung vermuten lässt. Zum anderen fehlen uns in vielerlei Hinsicht leider aufgrund der Komplexität und Fragmentierung des Transportmarktes oft auch schlicht die Möglichkeiten, einem
Packstück einen exakten CO₂-Fußabdruck zuzuweisen. Hier werden gerade technische Grundlagen geschaffen, aber das ist nicht einfach.

Wo liegen die größten Hürden bei der Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen?

Ich hatte es eben erwähnt: Wollen wir eine Kenngröße wie CO₂-Ausstoß reduzieren, müssen wir zunächst in der Lage sein, sie zu messen. Eine Stückgutsendung, also bspw. eine Europalette, wird allerdings oftmals mehrfach umgeschlagen und teilweise von verschiedenen Unternehmen auf unterschiedlichen Fahrzeugen transportiert. Da auch die IT-Landschaft fragmentiert ist, hat am Ende niemand die Daten, die man zur genauen Erfassung des CO₂-Footprints braucht. Dazu benötigt man ja am Ende nicht nur die Fahrstrecke und den Fahrzeugtyp, sondern auch die jeweilige Auslastung der verschiedenen Fahrzeuge, die an einem solchen Transport beteiligt sind. Das ist theoretisch alles ohne Raketenwissenschaft machbar. Es ist aber noch ein weiter Weg vom Status Quo.

Und welche Rolle könnten in diesem Zusammenhang digitale Lösungen spielen?

Ich denke, es ist klar, dass CO₂-Erfassung und Attribution am Ende von Software geleistet wird. Es gibt bereits Software, die auch die eben beschriebenen komplexeren Fahrten zumindest näherungsweise berechnen kann, auch bei unvollständigen Daten. Nur um den CO₂-Ausstoß dann real zu optimieren, also zu verringern, braucht es vor allem breit verfügbare Fahrten- und Fahrzeugdaten. Hier Standards zu schaffen und diese dann auch für Kooperationspartner zu öffnen, bleibt eine große Herausforderung.

Kurzvita: Dr. Lasse Landt

Lasse Landt ist einer von zwei Geschäftsführern und CFO der Pamyra GmbH. Er studierte Physik und Philosophie in Berlin, Paris und Berkeley und absolvierte anschließend einen berufsbegleitenden MBA am Collège des Ingénieurs in Paris und bei der Daimler-Tochter Li-tec, wo er als Projektleiter und Referent der Geschäftsführung tätig war. Nach weiteren Stationen in verschiedenen Hightech-Startups in den Bereichen Business Development, Sales und Strategie war Dr. Landt knapp zwei Jahre Investmentmanager beim europäischen Frühphaseninvestor InnoEnergy, wo er unter anderem Pamyra als Portfoliounternehmen betreute. Seit September 2017 ist er CFO der Pamyra GmbH.

Quelle: www.pamyra.de

Interview veröffentlicht am 15.11.2022 in Logistiklösungen, News (In- und Ausland).
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