Wächst die Toleranz für Logistik? Umfrage zeigt Bedeutung von Versorgungssicherheit
84 Prozent der Deutschen erkennen die Bedeutung der Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit Waren – und sind auch Logistikansiedlungen gegenüber nicht negativ eingestellt. Bei der Versorgungssicherheit der Wirtschaft sind es 82 Prozent. Das zeigt eine aktuelle Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag des Logistikimmobilienberaters Logivest durchgeführt hat. Für die repräsentative Umfrage wurden im Oktober 2022 in ganz Deutschland 2.149 Personen befragt*.
Nach der Relevanz der Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Konsumgütern sowie der Wirtschaft mit Rohstoffen und Vorprodukten gefragt, maßen 46 Prozent Lebensmitteln und Konsumgütern einen „sehr hohen Stellenwert“ zu und weitere 28 Prozent einen „hohen Stellenwert“ sowie zehn Prozent zumindest einen „mittleren Stellenwert“. Lediglich 14 Prozent nahmen bei der Bedeutung der Versorgungssicherheit eine neutrale Position ein – und nur jeweils ein Prozent sprachen ihr einen „niedrigen“ oder „sehr niedrigen“ Stellenwert zu. Bei der Versorgungssicherheit der Wirtschaft mit Rohstoffen und Vorprodukten waren es 34 Prozent (jeweils für „sehr hoch“ und „hoch“), 14 Prozent (jeweils für „mittel“ und „neutral“) sowie zwei Prozent („niedrig“) und ein Prozent („sehr niedrig“). „Vermutlich haben die Liefer engpässe aufgrund der Pandemie sowie des Krieges in der Ukraine viele Menschen dahingehend sensibilisiert, wie wichtig Versorgungssicherheit tatsächlich ist. Viele haben erkannt, dass sie nicht selbstverständlich ist“, sagt Kuno Neumeier, CEO der Logivest Gruppe.
Bei der Umfrage wurde auch nach der Wahrnehmung von großen Logistikansiedlungen, Lagerhallen und dafür notwendigen Verkehrsflächen am Wohnort der Befragten und in der weiteren Umgebung innerhalb des jeweiligen Bundeslandes gefragt. Mit 67 Prozent nahm eine deutliche Mehrheit eine neutrale Position ein. Nur 18 beziehungsweise 15 Prozent hatten eine positive beziehungsweise eine negative Wahrnehmung.
„Dieses Ergebnis hat uns ein wenig überrascht“, gibt Neumeier zu. „Denn da wir vielerorts in Deutschland einen Mangel an Logistikflächen vorfinden, sprechen wir regelmäßig mit verschiedensten Kommunen über die Möglichkeiten neuer Logistikansiedlungen. Oft wird dort unter anderem angesichts der Größe oder des zusätzlichen Verkehrsaufkommens eine ablehnende Haltung der Bürger erwartet – was aber anscheinend gar nicht zutrifft.“ Damit ergibt die Umfrage, dass die Kommunen nicht von vornherein eine Ablehnung in der Bevölkerung befürchten müssen. Neumeier ergänzt jedoch: „Obwohl wir dies mit der Formulierung der Frage ausklammern wollten, können wir einen ‚NIMBY-Effekt‘ dennoch nicht ausschließen.“ ‚NIMBY‘ steht für ‚not in my backyard‘ und bedeutet, dass eine Person beispielsweise ein Infrastrukturvorhaben wie den Bau neuer Windräder oder eine Bahntrasse aufgrund befürchteter negativer Auswirkungen nicht direkt am eigenen Wohnort akzeptiert, obwohl sie die gesellschaftliche Bedeutung des Vorhabens eigentlich anerkennt.
Die neutrale Haltung des Großteils der Bevölkerung gegenüber Logistikansiedlungen zeigt, dass bei konkreten Ansiedlungsvorhaben das individuelle Konzept und eine transparente Kommunikation entscheidend für die lokale Akzeptanz ist. Um zu ermitteln, welche Aspekte bei der Akzeptanz eine hervorgehobene Rolle spielen, wurden die Befragten gebeten, jene Faktoren aus einer Liste auszuwählen, die am ehesten dazu beitragen, dass sie Logistikansiedlungen an ihrem Wohnort (noch) positiver wahrnehmen. Dabei durften bis zu zwei Faktoren ausgewählt werden. An Position eins befanden sich mit 42 Prozent geeignete Verkehrskonzepte wie z. B. die Umgehung von Orts- und Stadt-Zentren sowie von Wohngebieten oder das Schaffen ausgewiesener Übernachtungsflächen für LKW-Fahrer. 35 Prozent sprachen sich für nachhaltige Logistikkonzepte aus – beispielsweise für begrünte Logistikhallen, Solar- und Photovoltaikanlagen und elektrische Lastkraf twagen. Ebenfalls 35 Prozent forderten wirtschaftliche Vorteile für ihre Gemeinde oder Stadt. Das kann sich beispielsweise in der Bereitstellung von grünem Strom über Photovoltaikanlagen auf den Hallendächern äußern. Dieses Potenzial, das Logistikimmobilien damit für Kommunen und Gemeinden darstellen können, stellt auch die vom Themenkreis Logistikimmobilien der Bundesvereinigung Logistik neu gegründete Initiative „Power of Logistics“ in den Vordergrund. Die Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, die Logistik langfristig als Versorger von nachhaltiger Energie zu etablieren und stellt dabei die Themen „Ausbau regenerativer Energien“ und „Nutzung von überschüssigen Kapazitäten aus der Logistik“ in den Fokus ihrer Aktivitäten. Denn laut der Initiative bietet allein die in den vergangenen zehn Jahren geschaffene Dachfläche von Logistikimmobilien das Potenzial zur Versorgung von e twa 800.000 Haushalten mit Strom aus Photovoltaikanlagen.
Lediglich zwölf Prozent der Befragten forderten eine andere Bauweise von Logistikimmobilien – wie beispielsweise niedrigere Hallen oder architektonisch anspruchsvollere Gebäude.
„Die Umfrage zeigt, dass es bei guten und nachhaltigen Konzepten durchaus eine Akzeptanz für Logistik gibt. Eine im Durchschnitt gegenüber Logistikimmobilien neutrale Bevölkerung kann mit guten Argumenten überzeugt werden“, fasst Neumeier zusammen und appelliert an die Kommunen: „Verschließen Sie sich nicht grundsätzlich neuen Logistikansiedlungen – aber fordern sie von den Unternehmen konkrete Zusagen und Kompromisse hinsichtlich Verkehrskonzepten, Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit oder Bauweise.“ Davon profitieren am Ende alle – Kommunen, Logistikunternehmen, Bevölkerung und die Wirtschaft insgesamt. Denn die Versorgungssicherheit mit Waren ist essenziell – und das ist der Bevölkerung, wie die Umfrage bestätigt, durchaus bewusst.
Quelle: www.logivest.de
* Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2149 Personen zwischen dem 04. und 11.10.2022 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.